Manchmal hat man das Gefühl, das Leben gleiche einem Maschinentelegrafen. Oder einem Roulette mit Zeigern, die die Schicksalszahl umschließen wie eine stählerne Klammer. Es gibt Phasen im Leben, in denen nichts weitergeht. Stillstand. Die Kugel liegt still, die Zeiger wollen sich nicht bewegen und stehen beharrlich auf Stop. Flaute. Tiefstes Niedrigwasser. Und man will doch nur die große Fahrt!
Man müht sich und plagt sich, und doch es geht einfach nicht voran. Nebel liegt über dem Hafen, der Geruch von Schiffsdiesel lähmt die Sinne. Tuten in der Ferne die Schiffe? Der Kompass ist ausgefallen, der Tank halb leer. Nur die Spinnen weben in aller Ruhe ihre Netze.
Spinnen können mehrere Monate im Netz verharren und auf die Beute warten. Manchmal spinnen sie ein neues Netz. Doch irgendwann kommt die Beute ohne das Zutun der Spinne. Sie lässt die Beute einfach kommen.
Das geht ganz leicht. Manchmal muss man nur den Hebel ein kleines bisschen neu zu justieren, statt zu zerren und zu reißen. Dann vibriert das Netz, der Motor erwacht zum Leben. Die Kompassnadel schlägt aus, der Tank ist sofort halb voll.
Denn manchmal liegt volle Kraft voraus nur ein kleines Stück neben dem Leerlauf.
Maschinentelegraf gesehen in Hamburg auf der Elbe.
Text: Katharina Frier-Obad
Foto: Corinna Wodrich
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