Werbepause

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Konsum im Überfluss, Menschenmassen in den Geschäften. Kaum sind die Festtagesangebote abgefeiert, beginnt der Schlussverkauf. Welcher nochmal? Egal, nur noch heute. Ich bin doch nicht blöd! Einmal hin, alles drin! Besser leben! Alles außer Tiernahrung! Laut schnell pausenlos, kaufen kaufen kaufen! Werbung im Stakkato, immer mit Rufzeichen. Rabatt! Günstig!! Prozente!!!

Manchmal möchte ich das alles nicht. Von Werbung fühle ich mich oft bedrängt. Angeschrien von Produkten, die ich mir niemals wünschen möchte. Die Stimmen-Gesichter-Figuren, die sie bewerben, wollen mit mir sprechen, doch ich verweigere mich. Ich will nicht so sein wie sie! Verzerrte Kunstgesichter, unbewegliche Leiber, ungenutzte Gehirne. Ich kauf das nicht.

Dann regnet und stürmt es. Lange. Der Kleber ist ein Produkt, das weder das Werbeversprechen noch die Plakate hält: er löst sich ab. Unter den meterhohen Werbetafeln liegen abgelöste Plakate in Fetzen. Übrig sind Fragmente – und eine ungewohnte Ruhe.

Für ein paar Tage zeigen die Tafeln nur Versatzstücke, wie Wortfetzen einer zufälligen Konversation, Botschaften mit neuem Inhalt.

Ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn wirklich Wichtiges beworben würde? Liebe, zum Beispiel? Oder handgeflochtene Körbe, die viele Jahre halten?

Was würdest du auf deiner Tafel bewerben?

 

Wohltuende Ruhe, gesehen in La Laguna, Teneriffa.

Foto: R. Lopez
Text: Katharina Frier-Obad

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